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„Wir wollen alle überraschen, Indien wird die WM rocken!“

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Zum ersten Mal bei einer Weltmeisterschaft dabei ist Kevin Raj, Kapitän der indischen Nationalmannschaft. Der 22-jährige Industrie Designer bereitet sich mit seinen Mitspielern seit Juni auf das bevorstehende Großereignis mit täglichem Training vor. Wie der ehemalige Volleyballspieler zum Faustball gekommen ist und warum er vom Arbeitgeber für die Vorbereitungszeit freigestellt wurde erfahrt ihr in diesem Interview.

IFA: In weniger als zwei Wochen wirst du für Indien zur Herren WM nach Argentinien fliegen. Wie fühlt es sich an für sein Land anzutreten. Warst du überhaupt schon einmal so weit weg von zuhause?

Kevin Raj: Ich freue mich schon sehr darauf und wir trainieren jeden Tag hart dafür, um vor Ort eine gute Figur abzugeben. Wir haben ein sehr junges Team mit einem Altersschnitt von 22 Jahren das sehr erfolgshungrig ist. Ich war bis jetzt noch nie auf einem anderen Kontinent, das wird mit Sicherheit eine tolle Erfahrung für mich. Es macht mich sehr stolz für mein Land bei den Titelkämpfen anzutreten.

IFA: Indien hat noch nie an einer WM teilgenommen, was sind eure Ziele für euren ersten internationalen Wettkampf?

Kevin: Wir haben schon 2014 bei den Asien Meisterschaften in Pakistan teilgenommen, dort sind wir nach hartem Kampf im Finale den Gastgebern unterlegen sind. Es ist also streng genommen unser zweiter internationaler Auftritt. Wir fahren nicht hin um nur unseren besten Faustball zu spielen, wir spielen um Weltmeister zu werden. Es wird nicht einfach sein, denn wir wissen dass eine WM sehr hart zu gewinnen ist. Indien spielt zum ersten Mal mit und die anderen Mannschaften werden überrascht sein wie wir Faustball spielen.

IFA:
Ich denke euer Ziel ist es auch euren Nachbarn Pakistan zu besiegen und damit erfolgreich Revanche zu nehmen für die Finalniederlage bei den Asienspielen.

Kevin: Nein, es geht für uns nicht darum Pakistan zu besiegen. Wir stecken uns keine kleinen Ziele, wir haben große Ambitionen. Das heißt wir wollen Nationen wie Deutschland und Österreich schlagen und das Turnier gewinnen.

IFA: Das hört sich sehr ambitioniert an wenn man bedenkt, dass ihr zum ersten Mal dabei seid und gleich den regierenden Weltmeister aus Deutschland besiegen wollt. Glaubst du wirklich, dass das im Bereich der Möglichen liegt?

Kevin: Wie ich bereits gesagt habe, es wird alles andere als einfach werden aber niemand hat uns bis jetzt spielen gesehen, wir werden um den Titel mitspielen. Wir wollen alle überraschen, Indien wird die WM rocken.

IFA: Na dann sind wir gespannt auf euren Auftritt bei der Weltmeisterschaft. Erzähl uns doch etwas darüber wir du zum Faustballsport gekommen bist. In Indien werden ja viele Sportarten praktiziert – warum hast du dich für Faustball entschieden?

Kevin: Ich habe früher in der Schule eigentlich Volleyball gespielt und mein Lehrer hat mich dann zum Faustball gebracht. Mittlerweile spiele ich seit über 8 Jahren und habe mit dem Volleyball aufgehört um mich voll und ganz auf Faustball konzentrieren zu können. Ich spiele auch schon seit langer Zeit in der Regionalauswahl wo ich, wie im Nationalteam, als Kapitän fungiere. Ich mag den Sport einfach weil er schnell, dynamisch und kraftvoll ist. Ich will dabei helfen Faustball in ganz Indien populärer zu machen.

IFA: Wie sieht es denn derzeit aus mit dem Faustballsport in Indien? In Europa und dem Rest der Welt weiß man kaum etwas über die Vorgänge im Faustball bei euch.

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Kevin: Viele Dinge hier laufen sehr gut im Faustballsport. Unser Verbandschef Parag Wankhede ist wirklich sehr dahinter den Sport weiter zu verbreiten. Er organisiert Turniere im ganzen Land und bringt Sportler aus den unterschiedlichsten Regionen zu Trainingslagern zusammen. Bei den Meisterschaftsspielen, speziell bei den Finalspielen, sind viele Zuschauer am Platz um die Teams anzufeuern. Ich finde es super, dass wir immer mehr Zuspruch bekommen und es verbreitet sich im Moment wie ein Lauffeuer.

IFA: Habt ihr auch eigene Ligen in Indien? Und wie viele Teams sind in etwa aktiv?

Kevin: Derzeit spielen zwischen 20 und 25 Mannschaften bei den nationalen Meisterschaften mit und die besten Teams der Ligen spielen dann bei einem Finalevent um den Meistertitel. Die besten Spieler aller Teams werden zu den Sichtungslehrgängen eingeladen. Nach einem langen Vorauswahlprozess ist dann der Nationalkader für die WM nominiert worden.

IFA: Wie viele Personen trainieren nun täglich während der Vorbereitungszeit im Trainingslager?

Kevin: Insgesamt sind wir 25 Spieler von verschiedenen Teams im Trainingslager. Davon wurden 10 Spieler für die Titelkämpfe ausgewählt, trainiert wird aber immer noch mit allen die von Anfang an mit dabei waren. Im Moment trainieren wir fast täglich in voller Besetzung und die Verbesserung in allen Ebenen ist schon deutlich sichtbar.

IFA: Ihr trainiert jeden Tag, wie ist es möglich alle Spieler täglich gemeinsam auf dem Spielfeld zu versammeln?

Kevin: Es gibt Mannschaften die über 700km von meinem Wohnort entfernt sind. Seit Juni 2015 trainieren wir als Team an wechselnden Orten im Team Camp. Es macht sehr viel Spaß mit den anderen Jungs von Vormittag bis zum Abend zu trainieren. Alle 20 Tage wird dann der Trainingsort gewechselt und das ganze Team reist weiter. Derzeit sind wir in meinem Heimatort, was die Sache für mich um einiges einfacher macht.

IFA: Im Moment arbeitest du also nicht bei deiner Firma?

Kevin: Nein, glücklicherweise hat mir mein Arbeitgeber für die Dauer der WM-Vorbereitung frei gegeben. Sie haben gesagt: “Trainiere hart jeden Tag und gib alles für dein Land, wir sind stolz darauf dich bei der Weltmeisterschaft zu sehen.“

IFA: Das klingt nach der professionellsten Vorbereitung die uns bisher unter den Faustballteams bekannt ist. Wir sind schon sehr gespannt auf die indische Nationalmannschaft in Córdoba und wünschen euch noch viel Erfolg in der verbleibenden Zeit vor dem Abflug nach Argentinien.

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ENGLISH VERSION

Road to Argentina – Part 11 – Interview with Kevin Raj – Striker, India

“We want to surprise everybody, India is going to rock the World Cup.”

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The Indian fistball team is competing at the World Championship for the first time ever. Kevin Raj a 22-year-old industrial designer is going to lead the team as captain on the way to Argentina. Read the interview to find out why his company accepted to train on a daily basis with his teammates and what else is going on in Indian fistball.

IFA: In less than two weeks you are going to travel to Argentina for the Men’s World Championship. How are you feeling, have you ever been so far away from your country?

Kevin Raj: I’m really looking forward to it and keep training every day. Look, we are a young team with an average age of 22 years and so we are hungry for
success and we do our best every single day. I have never been to another continent before, so this will be a great experience. I’m very proud to represent my country at the World Cup.

IFA: India has never appeared at the World Championship before. What are your goals for the first international competition?

Kevin: We have been to Asian Games 2014 in Pakistan before, where we finished second and now we are going to the next big tournament. We are not going there to play our best, we are playing to win the World Championship. It’s not going to be easy, we know it’s a tough competition. India is there for the first time and all the other nations will be surprised how we play fistball.

IFA: I guess you want to win at least against your rival Pakistan, to take revenge for the loss at the Asian Games?

Kevin: No, it’s not about beating Pakistan. We are not having a small aim of beating just one country, we have big aims. That means we want to beat nations like Germany or Austria and play for the tournament win.

IFA: That sounds very ambitious, considering the fact that India is playing for the first time. Do you really think it’s possible to beat the reign World Champion Germany?

Kevin: As I already said, it’s not going to be easy but you have not seen us playing before. We will be playing for the title. We want to surprise everybody, India is going to rock the World Cup.

IFA: Ok, so we are eager to see your performance at the World Cup. Now please tell us how you got to the sport. There are plenty of sports in India, why did you choose fistball?

Kevin: Basically I was a volleyball player and my school teacher introduced me to the sport of fistball. I stopped playing volleyball in order to focus on the different technique and tactics in fistball. Actually I’m playing fistball for 8 years. From the beginning on I’m also playing in my state team and I’m still the captain of it. I like the sport because it’s fast and powerful and I want it to spread all over the country.

IFA: So how is the current situation of fistball in India? Nobody in Europe really knows about what is going on there.

Kevin: Many things are going good in India now. Our secretary general Mr. Parag Wankhede is pushing the sport very well. He sets up tournaments in the whole country and is connecting people from different states with fistball. There are also many spectators watching the final games of the national championship. I like all the crazy support from the fans during the games and now it’s really spreading like a wildfire.

IFA: Do you have a league system in India and what about the number of teams now?

Kevin: At the moment there are about 20 to 25 teams competing in championships and the best teams from our league are going to the finals. The best players from all teams were scouted in the national championship and invited to the national team. So after many qualification rounds the final squad for Argentina was announced.

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IFA: Please tell us more about your preparations for the World Championship. How many people are working out in training camp?

Kevin: Altogether we are about 25 players from different clubs in training camp. The selection for the World Cup is already finished, there are 10 players who will make the trip to Argentina but we are still training with all people from the practice squad. Currently we are training almost daily together for the big event and we already improved a lot.

IFA: How is it possible to connect players from different places almost every day?

Kevin: We have clubs that are more than 700km away from the place where I live. Since June 2015 we are practicing as a Team regularly and it is really fun to work from morning till evening almost every day. The camps are in different states for like 20 days each and then the location changes.

IFA: So you are not working at the moment?

Kevin: No, my company actually gave me a permission to practice with the national team. They said: “Do your practice and give everything for our country, we are proud to see you competing at the World Cup.”

IFA: That’s what you call professional preparations. We are very excited to see you and your team in Córdoba. See you there.