Fünf Fragen: Was war das Beste am Sportjahr 2020? Was macht uns Mut? Und: Warum 2021 auf jeden Fall besser wird

Ligen-Lockdown. Trainingsverbot. Hygienekonzepte allüberall. Trotzdem keine Zuschauer in den Hallen und auf den Plätzen. Abgesagte Meisterschaften. Geplatzte Träume. Saisonverkürzungen. Das Corona-Jahr 2020 hat auch den Sport – in der Spitze wie in der Breite – mit ungekannten Herausforderungen konfrontiert.

Wir wollten von Sportlerinnen und Sportlern wissen, wie sie dieses alte Jahr erlebt haben. Was sie bedrückt hat. Was ihnen an der Schwelle zum neuen Jahr Hoffnung gibt. Und ob 2020 nicht doch auch etwas Gutes gehabt hat, wenigstens ein kleines bisschen.

Die Fragen:
1. Was war/ist das Beste an 2020?
2. Was ich in diesem Jahr gelernt habe
3. Das hat mich genervt
4. Das macht mir Mut
5. 2021 wird auf jeden Fall ein besseres Jahr, weil …

Katharina Lackinger (Nationalspielerin Österreich, Vorsitzende IFA Athletenkommission)

Photo: Valentin Weber

1) Dass sich trotz der Krise immer wieder neue Chancen und Möglichkeiten ergeben haben, vor allem beruflich. Auch, dass wir im Sommer ein „halbwegs“ normales sportliches und soziales Leben hatten und ich mit meinen Mädels auch in diesem Jahr schöne, wenn auch etwas außergewöhnliche Momente erleben durfte.

2) Wie wichtig meine Freunde und Familie für mich sind und dass wir auch in schwierigen Zeiten immer zusammenhalten. Ein großer Punkt in diesem Jahr war bestimmt flexibel und positiv zu sein, dass hab ich auf alle Fälle gelernt.

3) Dass ich alle meine Pläne dieses Jahr auf Eis legen musste. Einige ziemlich coole Events die am Plan waren, WM in Chile, World Tour Finale in Birmingham und eine Reise nach Neuseeland. Außerdem hat mich unsere schlechte Internetverbindung bei dem ein oder anderen Meeting ein paar Nerven gekostet 😉

4) Dass ich ein Umfeld habe auf das ich mich total verlassen kann. Und ich denke alle sind bemüht, wieder in unseren „normalen“ Alltag zurückzukommen – ich schaue da positiv nach vorne!

5) … uns nach 2020 wahrscheinlich/hoffentlich nichts mehr so schnell aus der Ruhe bringt.

Patrick Thomas (TSV Pfungstadt, deutscher Nationalspieler, 3facher Weltmeister, 2facher World Games Sieger, IFA Nachhaltigkeitsbotschafter)

Photo: Petra Den Dulk

1) Dass das Leben wieder mal etwas entschleunigt wurde und die Wochenenden nicht alle vorgeplant waren. Gerade das Jahr 2019 war sportlich durch die Weltmeisterschaft in Winterthur und viele weitere internationale und nationale Meisterschaften, Trainingslager, Turniere, etc. körperlich und mental sehr anstrengend. Da hat es mal ganz gut getan, etwas runter zu fahren und die Wochenenden anderweitig zu nutzen.

2) Dass die Gesundheit über allem steht. Das ist mir natürlich vorher schon bewusst gewesen, aber durch einschneidende Erlebnisse wird man manchmal besonders darauf hingewiesen. Gerade bei Negativerlebnissen sollte man sich selbst klar machen, dass es noch viel schlimmere Dinge auf unserem Planeten gibt.

3) Verschwörungstheoretiker, Querdenker und Maskenverweigerer. Ich kann es einfach nicht verstehen, wie man eine globale Pandemie abstreiten bzw. unterschätzen kann. Dass dieses egoistische Verhalten auf dem Rücken der Schwächsten unserer Gesellschaft ausgetragen wird, macht mich richtig wütend.

4) Dass es auch in Krisenzeiten zu Weiterentwicklungen und positiven sowie nachhaltigen Veränderungen kommen kann.
So ist z.B. die Digitalisierung durch die Findung von home office Lösungen oder die vermehrte Nutzung von Videokonferenz-Meetings erheblich vorangeschritten.
Ich persönlich konnte die Zeit für eine nebenberufliche Weiterbildung nutzen, die ich hoffentlich im kommenden Juni abschließen werde.

5) Durch den entwickelten Impfstoff wieder Hoffnung auf ein Ende der Krise besteht. Wir werden zwar noch einige Monate mit Beschränkungen rechnen müssen, jedoch wird man schon für kleinere Dinge des Lebens dankbar sein, die man wieder Schritt für Schritt zurückbekommt. Ich hoffe natürlich auch, dass wir bald wieder Faustball spielen können und freue mich darauf, viele bekannte Gesichter auf und neben dem Platz wieder sehen zu können.

Helena Schuh (U18 Nationalspielerin Österreich)

Photo: Markus Schinke

1) Das Beste an diesem außergewöhnlichem Jahr war, dass ich genug Zeit für Dinge gefunden habe, die sonst zu kurz kommen. Ich habe alte Hobbys wieder aufnehmen können. Außerdem konnten wir im Sommer eine zwar verkürzte, aber trotzdem spannende Meisterschaft spielen.

2) Ich habe gelernt soziale Zusammenkünfte mehr wertzuschätzen und mir wurde bewusst, wie wichtig Freundschaft & Familie für mich sind. Außerdem habe ich mich durchs Homeschooling und durch die fehlenden Faustballtrainings, die ich durch Kraft- und Ausdauertrainings ersetzt habe, in Selbstdisziplin geübt.

3) Natürlich war das Ausfallen bzw. die Verschiebung der U18 WM sehr bitter. Am meisten habe ich aber die Trainings mit meiner Mannschaft vermisst.

4) Zum einen die Impfung, die hoffentlich bald die Verbreitung des Virus eingrenzt und somit die einschränkenden Maßnahmen wegfallen lässt. Zum Anderen der Gedanke, dass ich noch viele Faustballjahre vor mir habe, wie auch immer sich diese gestalten werden.

5) Ich denke es wird besser, weil wir gelernt haben mit dem Virus umzugehen. In der Faustballszene freuen wir uns schon sehr auf ein Comeback am Spielfeld. Zudem konnte ich das Jahr gut nutzen, um für 2021 einen gute körperliche Basis aufzubauen.

Erik Kindler (Nationalspieler USA, stellvertretender Vorsitzender IFA Athletenkommission)

Photo: Valentin Weber

1) Trotz der vielen unglücklichen Ereignisse des Jahres 2020 konnte ich weiterhin arbeiten, was auch eine größere Wertschätzung für meine berufliche Branche brachte. Außerdem konnten alle meine Familienmitglieder ihre Jobs behalten oder anpassen und mussten so in dieser Zeit nicht mit finanziellen Problemen kämpfen.

2) Ich habe sehr schnell gelernt, dass viele Menschen unterschiedlicher Meinung darüber sind, wie man mit einer Pandemie umgeht, und dass die aktuelle Politik für beide Seiten sehr herausfordernd ist.

3) Als jemand, der politisch nicht sehr erfahren oder eingebunden ist, war ich frustriert, dass ich nicht in der Lage war, Dinge aus freien Stücken zu tun, wie zum Beispiel Faustball zu spielen.

4) Ich freue mich auf die Rückkehr zu einer Art Normalität und die Entwicklung der Impfstoffe macht dies definitiv zu einem erreichbaren Ziel für die Gesellschaft.

5) … wir werden wieder Faustball spielen!

Nick Trinemeier (TV 1880 Käfertal, deutscher Nationalspieler, 2facher Weltmeister, World Games Sieger 2017)

Photo: Moritz Kaufmann

1) Dass man Treffen mit Familie und Freunden – auch wenn sie seltener sind – mehr wertschätzt.

2) Dass mir Faustball spielen auch ohne anstehenden Wettkampf Spaß macht und ich es am liebsten täglich spielen würde.

3) Dass viele Meisterschaften und Turniere abgesagt wurden und man sich nicht umarmen kann.

4) Dass wir gemeinsam Herausforderungen meistern können und das auch wieder tun werden.

5) wieder mehr Normalität in unser Leben einkehren wird und wir dies vielleicht sogar eine Zeit lang stärker schätzen werden.